Brigitte Dunkel
STUDIO VISIT
FOTOGRAFIE ALS MEDIUM UND MATERIAL
Gemeinsam mit Vanessa Noppenberger, die sich als Inklusionstutorin an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln für Zugänglichkeit engagiert, besuchten wir die Künstlerin Brigitte Dunkel in ihrem Studio. In diesem Studio Visit erproben wir, neue Formen des Zugangs in unserem Format mitzudenken.
Vanessa Noppenberger (sie/ihr) ist gesetzlich blind und studiert an der Universität zu Köln. Neben ihrem Studium setzt sie sich alss Inklusionstutorin an der Philosophischen Fakultät für mehr Sichtbarkeit und Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen, chronischen/psychischen Erkrankungen & Neurodivergenz an der Universität ein. Des Weiteren unterstützt sie mit ihrem Wissen über Inklusion an unterschiedlichen Stellen die die Schaffung einer inklusiveren Gesellschaft.
Brigitte Dunkel lebt und arbeitet in Köln. Ihr Studium bei Prof. Elisabeth Vary/Klasse für Kostümbild, FH Köln, Fachbereich Kunst und Design hat sie 1978 abgeschlossen/Diplom mit Auszeichnung. Ihre Kunstprojekte sind oft installativ angelegt und können performative Anteile aufweisen: der Begriff „Cross -media“ bezeichnet ihre Praxis ziemlich gut. Der Einsatz eines breit gefächerten Medienspektrums ist obligatorisch: skulpturale Objekte /Assemblagen, Foto - und Printarbeiten entstehen ebenso wie textile Objekte, Videowerke, Malereien, Zeichnungen, Collagen u.a. m., um ein – oft belebtes – Setting aufzustellen. Unabhängig von Art, Umfang oder Anlass einer projektierten Arbeit steht die Bildung von Räumen im Zentrum ihres Interesses, auch die Einbeziehung des öffentlichen Raumes kann wesentlich sein.
"Ich heiße Brigitte Dunkel, bin bildende Künstlerin. Ich arbeite medienübergreifend mit ganz verschiedenen Sachen und mache daraus Installationen. Aber es gibt auch oft Events und Performances in verschiedener Form. Es gibt auch Lecture Performances, weil ich oft mit einem sehr starken Kontext arbeite, den ich vorher entwickle.
Ich fotografiere auch. Aber ich würde mich nie als Fotografin in dem Sinne sehen, weil ich viel mehr mit den Prozessen arbeite, die danach kommen. Mich interessiert immer, wie sieht was auf welchem Untergrund aus oder wie kann ich das von dem Fotopapier dann noch mal lösen?
Also ich arbeite eher selten dokumentarisch, kommt aber auch vor. Aber da geht es mir noch um eine andere Ebene: was man da reinsehen kann.
Dass ich medienübergreifende Arbeiten mache, ist sowohl auf die Medien als solche bezogen, aber auch thematisch. Ich habe sehr, sehr unterschiedliche Werkblöcke - ich arbeite da eben zeitlos."
"Jetzt kommen wir an meinen großen Arbeitstisch. Da sind zwei Arbeiten darauf ausgelegt, die ich gemacht habe im Zusammenhang mit einem großen Projekt zu der schwarzen Dahlie. Das ist ein - in Anführungsstrichen - “berühmter Femizid” aus den 40er Jahren und dazu habe ich eine große Arbeit gemacht in der artothek in Köln. Die Installation heißt Black Dahlia - "B.D. *** MEMORIAL FOR *** E.S." Ich habe so eine Erzählung gemacht zu Elizabeth Short, die nicht darauf fokussiert, dass sie ein Opfer war, sondern auf die Person, die sie hätte sein können.
Direkt vor mir liegt eine Arbeit aus einer Serie, die heißt “Heels and Gloves”. Wenn wir jetzt auf der linken Seite anfangen, ist nur ein Schuh zu sehen, in einem sehr leuchtenden Pink vor einem ganz dunkelroten Hintergrund. Und die Handschuhe sind aus Wildleder in Elfenbeinweiß.
Für meinen eigenen Blick ist da mehr darauf als das, was man jetzt abgebildet hat. Auf den Bildern sind keine Hände, aber man denkt daran. Wenn man da in die Tiefe des Bildes geht, dann kann man sich vorstellen, dass da irgendwo eine Person ist.
Ich wollte einfach, dass der Fokus daraufgelegt wird, dass jemandem das Leben genommen wurde. Und das wollte ich auf eine Weise zeigen - das ist aber so eine Strategie meiner Arbeiten generell - die das nicht so runterrockt. Also ich wollte, dass es trotzdem schön ist."
"Wenn Dinge schön daherkommen, dann irritieren diese erst einmal. Da gibt es einen Bogen zu dem Buch, das ich gerade gemacht habe. TABLESCAPES war eine Installation im Kunstverein Leverkusen
Schloss Morsbroich und das ist jetzt der Ausstellungskatalog dazu.
Das Buch ist, wenn man es nur so in der Hand hält, erst mal ein Coffee-Table-Book. Es hat einen blassrosa Einband mit einer sehr spezifischen Typografie. Und wenn man es aufklappt, dann kommen andere Dinge zu Tage. Das ist ein guter Schlüssel für meine Arbeit oder Arbeitsweise."
Weitere Studio Visits: ++
Studio Visits
Köln bietet durch seine Museums-, Galerie- und Kunstraumlandschaft ein weites Feld der Fotografie. Natürlich gibt es hier auch eine entsprechend große und vielfältige Künstler:innenszene, die mit dem Medium arbeitet und experimentiert. In unserer neuen Rubrik der Studio Visits möchten wir Euch künstlerische Positionen vorstellen und Euch mitnehmen an die Produktions- und Denkräume der Kunst. Viel Spaß!
