
Andrea Palášti (geb. 1984, Novi Sad) arbeitet über künstlerische, kuratorische und pädagogische Grenzen hinweg und erkundet verschiedene Positionen, um Lernräume zu schaffen. Sie ist an verschiedenen informellen kollaborativen Praktiken beteiligt und agiert als übermenschliche Fitnesstrainerin, unwissende Kunst(ist)lehrerin, nicht lizenzierte Pressefotografin, anerkannte Expertin für dalmatinisches Pyrethrum und leidenschaftliche Archivforscherin. Seit 2014 hat sie auch die Rolle einer zufälligen Kuratorin elterlicher Gesten übernommen und steht in einem ständigen künstlerischen Dialog mit ihrer Mutter Márta (geb. 1955, Novi Sad) und ihrem Vater Ivica (geb. 1953, Vinkovci). Sie nutzen die Fotografie als Mittel, um familiäre Nähe zu praktizieren.
Márta's Flowers
2023 — ongoing
52 Kunstdrucke, auf Kappa aufgezogen, 9,8 x 17,7 cm
Die dargestellte Szene in “Márta's Flowers” ist immer gleich: Auf dem Tisch stehen abwechselnd verschiedene Blumen und Pflanzen in immer neuen Behältnissen auf einer Tischdecke, im Hintergrund ihr Vater auf dem Sofa. Seit mehr als zwei Jahren sendet Márta ihrer Tochter Andrea Bilder ihrer Blumen. Eine Geste, ein Update über das eigene Wohlergehen. Durch die physische Trennung der beiden voneinander, entwickeln sich die Bilder zu weit aus mehr als nur kleinen Aufmerksamkeiten. Beim Betrachten der Bilder fangen wir an, durch die Schönheit der Blumen hindurchzublicken. Wir lenken den Blick auf die Menschen, die passive Figurim Hintergrund der Aufnahme, ihren Vater. Den Blick eigentlich auf die Schönheit der Blumen gelenkt, bemerkt Andrea doch die Kluft zwischen ihr und ihrem Vater. Sie schreibt: “Diese Fotografien zeigen viel mehr als nur die Oberfläche des Alltags. Sie sprechen von den unausgesprochenen Realitäten einer Generation, die die Jugoslawienkriege, Vertreibung und persönliche Verluste erlitten hat. Mein Vater trägt nicht nur die Last, während des Krieges seine Freunde und seinen Job verloren zu haben, sondern auch die emotionalen Folgen einer zerbrochenen Welt, die in der anhaltenden Instabilität des Nachkriegs-Serbiens verwurzelt bleibt. Und all das ist in einem Blumenstrauß verpackt.”
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