
JOANNA SZPROCH (geb. 1979, Warschau) ist eine in Berlin lebende bildende Künstlerin und Aktivistin, deren Praxis sich gegen das Narrativ des weiblichen Märtyrertums wendet und Freude, Schönheit und Handlungsfähigkeit als radikale politische Handlungen zurückfordert. Seit zwei Jahrzehnten setzt Szproch Fotografie, Performance und partizipative Formate als transformative Werkzeuge der Emanzipation ein. In ihrer Arbeit verbindet sie analoge Prozesse mit Schrift und Archivmaterial, um die gemeinsamen Erfahrungen von Frauen zu erforschen und Räume zu schaffen, die durch unerschrockenes Experimentieren und unverblümte Selbstdarstellung das Aufblühen fördern. Nach ihrem Abschluss an der Akademie der Bildenden Künste in Łódź (2004) etablierte sich Szproch in der Modefotografie, bevor sie 2012 nach Berlin umzog - ein entscheidender Wechsel hin zu Kunstprojekten, die sich auf die Befreiung der Frau konzentrieren. Diese Entwicklung, die durch weitere Studien in den Bereichen künstlerische Forschung, partizipative Praktiken, Urbanismus, Feminismus und Erinnerungskultur bereichert wurde, gipfelte in ihrer gefeierten Debütmonografie Alltagsfantasie (2023). Diese vielschichtige Hommage an die weibliche Autonomie, die vom Berliner Senat für Kultur und Europa und der Stiftung Kunstfonds gefördert und von André Frère Éditions herausgegeben wurde, war über ein Jahrzehnt in Arbeit und wurde international bei den Rencontres d'Arles und Paris Photo (2023, 2024) gezeigt sowie mit der Fotopublikation des Jahres (PL, 2024) und dem FEP Award (IT, 2024) ausgezeichnet.
Szprochs kompromisslose Vision wurde international in der Weserhalle (DE, 2018), GlogauAIR (DE, 2019), Melkweg Expo (NL, 2019), Rathaus Neukölln (DE, 2024) und A.K.T. (DE, 2025) ausgestellt. Ihr im Eigenverlag veröffentlichtes Werk Bigbul (2018) und die Teilnahme an der AIR WRO-Residency in Wrocław (2020) haben ihren künstlerischen Fußabdruck weiter vergrößert. Über die Ausstellungstätigkeit hinaus umfasst Szprochs Praxis auch Bildung und gesellschaftliches Engagement, u. a. als Dozentin an der HTK Hochschule für Gestaltung in Berlin, als Leiterin von Workshops für die Neue Nationalgalerie und als Entwicklerin partizipativer Projekte mit Polyrama, Modiale und Urbane Praxis. In einer Zeit, in der zeitgenössische Kräfte versuchen, die androzentrische Ordnung wiederherzustellen, steht Szprochs Werk als leuchtendes Bekenntnis zu weiblicher Souveränität und imaginativem Widerstand - ein Zeugnis für die anhaltende Kraft der Kunst als persönliches Zeugnis und kollektive Befreiung.
ALLTAGSFANTASIE
2023/2025
Diverse Fotografie,
Bedruckter Stoff,
10x Collage,
diverse Objekte,
Handschrift,
Sticker
Zusammen mit Fotografien ihrer Muse, mit Zeichnungen ihrer Tochter und immer auch ihr selbst begeben wir uns in Szprochs Werk in eine vielfach geschichtete Welt der Erfahrungen, die den Ausdruck der Befreiung aus vorgegebenen Strukturen bedeuten. Aufgewachsen unter konservativen Erwartungen ihres Heimatlandes Polen, welches sie 2012 verließ, schafft sie in ihrem Werk einen kraftvollen visuellen Ausdruck der sexuellen Autonomie. Sie feiert die weibliche Sinnlichkeit in ihrer über mehr als ein Jahrzehnt liegenden Erkundung, die sich in Freude, Fantasie und Spiel komplex mit Vergangenheit und Gegenwart vereint.
Das ursprünglich als Buch konzipierte fotografische Werk “Alltagsfantasie” von Joanna Szproch geht in den Raum und breitet sich mit Objekten, Fotografie, Collage und Stoff mehrschichtig aus. Szproch versteht das Projekt, größer als die Fotografie selbst, die es abbildet, es sind die in Dingen manifestierten Gefühle, die in Beziehungen zueinander leben.